Liechtensteinische Fonds sind eine Überlegung wert

Der Fondsplatz Liechtenstein bietet rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die sowohl Fondsmanagern als auch Anlegern zugutekommen.

Warum eigentlich «rechtlich»? Unterliegt Liechtenstein als Mitglied im Europäischen Wirtschaftraum (EWR) nicht derselben europäischen Regulierung wie die EU-Staaten? Das stimmt, aber es gibt bewusst einen Spielraum für die Umsetzung der europäischen Richtlinien in nationales Recht. Dieser Spielraum wurde vom EU Gesetzgeber bei Wertpapierfonds (OGAW) sehr geringgehalten, aber bei Alternativen Investmentfonds (AIF) gezielt ausgeweitet. Liechtenstein hat die resultierenden Möglichkeiten genutzt, um ein ausgezeichnetes Umfeld für Fondsmanager und Anleger zu schaffen.

So können zum Beispiel Investmentideen realisiert werden, die andernorts oft nicht in Betracht kommen. Neben den typischen Mainstreamprodukten wie Aktien, Anleihen und Immobilien, nutzt man in Liechtenstein auch weniger konventionelle Assetklassen. Dazu gehören häufig solche, die unabhängig von der Börsenentwicklung sind und so für Anleger bessere Diversifikationsmöglichkeiten bieten.

Mit Flexibilität und Transparenz punkten
Geht es um die Flexibilität in der Portfolioverwaltung von AIF so ist diese von allen etablierten Fondsdomizilen Europas in Liechtenstein am grössten. Das schafft Chancen für Fondsmanager und somit für Anleger. Auch die Rechtsformgestaltung kann indirekt z.B. durch Steuervorteile positiven Einfluss auf die Rendite haben. Neben den in deutschsprachigen Ländern üblichen Fonds in vertraglicher Form gibt es in Liechtenstein auch Investmentgesellschaften wie die SICAV oder die Kommanditgesellschaft sowie die Trustform.

Wirtschaftlich und finanziell ist Liechtenstein besonders stabil. Im Gegensatz zu vielen anderen Kleinstaaten ist die Wirtschaft sehr ausgewogen. Industrie, Dienstleistungen und die Finanzbranche bilden ein stabiles Fundament. Als einziger Staat in Europa hat Liechtenstein keine Staatsschulden, im Gegenteil, die verfügbaren Reserven des Landes betragen weit mehr als die Ausgaben von zwei Jahresbudgets. Dieser Faktor könnte in Kombination mit dem Schweizer Franken als Landeswährung in Zeiten hoher Budgetbelastungen durch COVID-19 und damit verbundener Unsicherheit für Anleger immer wichtiger werden.

Im Übrigen lohnt sich für Anleger ein genauerer Blick auf Fonds aus Liechtenstein. Alle wesentlichen Informationen dazu sind auf der Internetseite des liechtensteinischen Anlagefondsverbandes unter www.lafv.li ersichtlich. Dort findet man auch einige preisgekrönte Wertpapierfonds. Liechtenstein ist zwar ein kleiner Standort, verfügt aber über sehr viel Know-how und Erfahrung in der langfristigen Vermögensverwaltung und -veranlagung.

Achtung vor Greenwashing und Colourwashing
Nachhaltiges Investieren wird immer beliebter. Aber Vorsicht, denn nicht überall, wo grün draufsteht, ist auch grün drin. Sehr bekannt ist das Greenwashing, ein grüner Anstrich für ein normales Produkt. Vorkommen kann aber auch das sogenannte Colourwashing in Anspielung auf die verschiedenen Farben der UN-Sustainable Development Goals. Ein kritischer Blick darauf, wo investiert wird, ist immer zu empfehlen. Hilfreich dabei wird die Nachhaltigkeitsregulierung für die Finanzbranche, die derzeit in Europa Schritt für Schritt eingeführt wird.

Man findet aber auch den umgekehrten Fall, dass konventionelle Fonds nachhaltig investieren. Besonders aufgefallen ist dies bei einer Analyse der mehrheitlich konventionellen liechtensteinischen Aktienfonds im Jahr 2016. Im Verhältnis zur Gesamtzahl erfüllten überdurchschnittlich viele Fonds die sogenannten Environmental, Social and Governance (ESG)-Kriterien, auch wenn sie kein Nachhaltigkeitslabel trugen.

Mag. David Gamper, Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, Vaduz.